Natubild Erwachsener

Wenn in den vergangengen Jahrzehnten in Politik, Medien und Bildung von "Natur" die Rede war, dann ging es vor allem um Umweltprobleme und deren naturwissenschaftlich-technische Hintergründe. Bis heute landen Internet-Suchanfragen zu Naturthemen vorzugsweise auf Umweltseiten. Seit die Auswirkungen gesellschaftlicher Fehlentwicklungen auf die Natur unübersehbar geworden sind, wird das Thema Natur in der Öffentlichkeit mit dem Etikett "ökologisch" im umweltwissenschaftlichenen Kontext abgehandelt. So geschehen auch in den ersten "Umweltbewusstseinsstudien" des Bundesamtes für Umweltschutz, mit denen sich das federführende Umweltministerium seit dem Jahre 2000 der mentalen Rahmenbedingungen und Resonanz seiner Aktivitäten versichert. Natur als eigenständiges Thema tauchte darin nur am Rande auf (exemplarisch beim Thema Landschaftsbild), und dann auch nur in der Beschränkung auf Bewusstseinseffekte.

Mit deutlicher Verspätung versuchte das ebenfalls vom Umweltministerium geführte Bundesamt für Naturschutz mittels thematisch ähnlicher Bevölkerungsumfragen die Erfolgschancen seiner Naturschutzkampagnen zu erkunden. Weil es dabei vorrangig um naturschutzadäquate Einstellungen ging, werden sie unter der Rubrik Wertorientierungen abgehandelt. Dass es sich durchaus gelohnt hätte, dem Thema auch schon früher systematisch nachzugehen, zeigt eine Durchsicht von naturbezogenen Fragen, die sich über 7 Jahrzehnte im Archiv des Instituts für Demoskopie Allensbach angesammelt haben.
In der Summe ähnelt das Naturbild Erwachsener in unerwartem Maße dem von Jugendlichen, so etwa was die unterschiedliche Rahmung der Themenbereiche Umwelt und Natur, den dominierenden Stellenwert von Sauberkeit, Ordnung und Müll, die laut eigenen Angaben bis heute erstaunlich hohen Besuchsfrequenzen des Waldes oder auch den nachrangigen Stellenwert des Naturschutzes betrifft. Es scheint also durchaus so etwas wie einen natursoziologischen Erbgang, die Weitergabe einer Art von Natursozialisation zu geben. Widersinniger Weise gehört dazu offenbar auch die notorische die Klage der jeweils älteren über das bedauernswerte Unwissen der jeweils jüngeren Generation.

Welche Rolle dabei die Lehrer spielen, verdeutlicht eine studentische Pilotstudie. Zu Natur und Umwelt befragt, wissen diese zumindest sehr genau, welche Antworten man von ihnen erwartet. Sie geben sich ökologisch absolut korrekt.

Quellenangaben zu den jeweiligen Literaturhinweisen finden sich im Literaturarchiv.
Kontakt: Redaktion natursoziologie.de